Eine volle Halle mit 1000 Zuschauern, tolle Stimmung und tolle Vorkämpfe eigentlich war bei der Kickbox-Gala des AKBT Munster in der Halle an der Hindenburgallee alles angerichtet für einen großen Titelkampf. Doch dann machte ein Ringrichter dem Spektakel einen Strich durch die Rechnung, wurde der WM-Kampf von Superschwergewichts Lokalmatador Eugen Waigel nach Version der WAKO Pro ohne ersichtlichen Grund abgebrochen…

(re) Eugen Waigel) VS Antonio de Sousa

(l) Patrick Wojcicki VS Mehdi Lacombe

(r) Viktor Fröhlich Vs Timo Herzberg

Doch eines nach dem anderen: Die Gala, die nur mit großer Unterstützung des AKBC Wolfsburg zustande kam, wusste mit kämpferischen Highlights zu glänzen. AKBC-Präsident Antonino Spatola sowie sein Sohn und Vize-Präsident Antony Spatola hatten mit seinen vielen Erfahrungswerten im Vorfeld große Hilfestellung geleistet, dass die Veranstaltung überhaupt auf die Beine gestellt werden konnte.

So überraschte es nicht, dass sie mit Ramadan Siala und Patrick Wojcicki auch zwei eigene Kickboxer am Start hatten.

AKBC-Neuzugang Siala kämpfte in der Klasse bis 67 Kilogramm. Große Mühe hatte der Neu-Wolfsburger, der gerade erst vom Flexx-BC Isenbüttel gekommen war, nicht mit seinem Gegner. Es war allerdings auch zu sehen, dass es noch einiges zu verbessern gab.

Im zweiten Fight kam der erste Lokalmatador in den Ring. Wie auch Siala wurde Alexander Appelganz von Antonino Spatola gecoacht, zum Sieg reichte es für den Munsteraner nicht, er musste sich im Limit bis 81 kg Evengelos Fousekis nach Punkten geschlagen geben.

Jetzt ging es in den ersten von drei Hauptkämpfen, wieder kletterte ein heimischer Kämpfer in den Ring, es ging im Halbschwergewicht um den DM-Gürtel. Bereits einige Wochen zuvor hatte sich Herausforderer Viktor Fröhlich bei Spatola am Wolfsburger Landesstützpunkt auf das Duell mit Timo Herzberg aus Brunsbüttel vorbereitet. Und das machte er schnell deutlich, Herzberg kam mit dem starken AKBT-Fighter so gar nicht zurecht. Als Fröhlich ihn immer wieder entscheidend traf, entschied sich seine Ecke nach der fünften Runde wegen einer sich anbahnenden Verletzung zur Aufgabe. Der AKBC-Präsident lobte Schützlung Fröhlich: „Viktor war super!“

Mindestens genauso stolz war Spatola dann auf Patrick Wojcicki. In Deutschland hatte man keinen Gegner für den 22-jährigen Wolfsburger, der 2012 als Boxer bei den Olympischen Spielen in London teilgenommen hatte, finden können. So kam es zum Duell mit Mehdi Lacombe um die internationale deutsche Meisterschaft im Mittelgewicht über sieben Runden. Der Franzose war ein starker Gegner für das AKBC-Ass und jemand, der mit seiner provokanten, aber nicht unfairen Art das Publikum mitnahm. Wojcicki ließ sich auf die Spielchen des Franzosen allerdings nicht ein, zeigte eine kickboxerisch starke Leistung und landete die Mehrzahl an Treffern. Auch wenn das Urteil mit 2:1 knapp war, so war’s doch ein souveräner Erfolg, nach dem Wojcicki strahlend erklärte: „Er hat gut eingesteckt. Ich bin sehr zufrieden.“ Der Wolfsburger lobte auch die Atmosphäre in Munster: „Das ist richtig gut gemacht, die Stimmung ist schön.“

Was er da noch nicht ahnte: Im Hauptkampf des Abends sollte sie kippen. Waigel hatte seine Vorbereitung ebenfalls bei Spatola absolviert, ging bestens vorbereitet in den WM-Kampf mit dem etwas kleineren, dafür sehr kompakten Titelträger Antonio de Sousa aus Portugal. Zwei Runden lang schenkten sich beide nichts, zeigten ein ausgeglichenes Duell auf hohem Niveau. Auch wenn früh zu erkennen war, dass eine Unaufmerksamkeit die Entscheidung zwischen zwei K.o.-Schlägern bringen könnte – zugunsten welcher Seite war da allerdings noch völlig offen, auch wenn der Munsteraner nach Punkten in Führung lag. Und es war ein Lucky Punsh, der im zweiten von maximal zwölf Abschnitten die Entscheidung brachte. Waigel hatte einen Schlag eingesteckt, sackte zu Boden, stand auf, wurde angezählt, zeigte sich dann in der Ecke aber mit erhobenenen Fäusten wieder kampfbereit. Ringrichter Dirk Schallhorn schaute Weigel in die Augen und brach ab. Eine folgenschwere, und obendrein falsche Entscheidung des Hamburgers. Er hätte den Kickboxer nach den Regularien der WAKO Pro wieder kämpfen lassen müssen, hat hier aber die Amateur-Regeln angewendet und sah Waigel als kampfunfähig an. Alle späteren Entschuldigungen seinerseits hörte ein zurecht völlig enttäuschter Waigel da schon nicht mehr, er war nach dem Urteil direkt in die Kabine abgerauscht. Von den Rängen gab’s Pfiffe gegen das Urteil, der Traum vom WM-Gürtel war für den Munsteraner plötzlich geplatzt. Der alte und neue Weltmeister hätte seinen Titel auch viel lieber auf andere Art und Weise verteidigt. Dass es sich im ein Fehlurteil gehandelt hat, gab auch der technische Leiter, Srdjan Bugarcic aus Serbien, ohne Umschweife zu. Allerdings hatte der technische Leiter keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Ein Rückkampf wäre eine gerechte Lösung, auch Bugarcic räumte ein, dass das nur fair wäre.

So hatte eine große Kickbox-Gala beim AKBT vor einem tollen Publikum aber noch einen ganz, ganz faden Beigeschmack bekommen, und natürlich war auch das Organisations-Team um Spatola und AKBT-Präsident Dimitri Hait tief enttäuscht über den Ausgang  bis dahin hatten sie schließlich großen Sport gesehen.